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The girl behind the window

Ich bin das Mädchen am Fenster, das nur noch beobachtet, wie Freunde, Bekannte und alle anderen Menschen drum herum ihr Leben leben,  während ich nicht mehr in der Lage dazu bin wirklich am richtigen Leben teilzuhaben. 

Nach 1,5 Jahren komme ich mittlerweile gut mit meiner schweren Long-Covid Erkrankung zurecht, doch es gibt auch Tage, an denen es mir schwerer fällt.


Seit ich meine Psychotherapie angefangen habe, ging es mir nach und nach psychisch immer besser. Ich lernte meine Krankheit zu akzeptieren, mit ihr umzugehen aber vor allem sie anzunehmen. Ich lernte, dass meine Erkrankung zwar ein Teil von mir ist, sie mich aber nicht ausmacht. Ich lernte, dass ich MEHR bin. Ich lernte, in den Tag hinein zu leben, mich manchmal überraschen zu lassen, aber vor allem, das strukturiertes planen für mich mehr als nur wichtig ist. Selbst nach dieser langen Zeit erprobe ich nach wie vor, wo meine täglichen Grenzen sind. Mein neues Leben anzuerkennen heißt nicht, das ich aufgebe zu hoffen das es in ferner Zukunft irgendwann wieder gut wird, sondern es heißt nur, dass ich der Realität ins Auge blicke. Ich genieße jeden schönen Moment. Ich schaffe es trotz der täglichen Schmerzen zu lachen und das schöne in der Welt zu finden. Ich hab die Liebe zur Kunst neu entdeckt und so vieles mehr. Wie ihr seht, die Erkrankung hat viele Facetten. Licht existiert nicht ohne Dunkelheit genauso wenig umgekehrt. 


Leider gibt es aber auch weiterhin immer wieder dunkle Tage, Tage an denen es mir schwer fällt es hinzunehmen und die mich traurig stimmen. Oft sind es Tage, an denen ich durch Zufall per Social Media oder generell durch die Aussenwelt erfahre, was sich bei meinen Freunden und Bekannten alles so in ihrem Leben abspielt. Zu sehen wie ihr Leben weitergeht, per Zufall zu erfahren was es neues gibt und vor allem aber zu spüren, dass man immer weniger ein Teil ihres Lebens ist und sich dadurch immer mehr und mehr entfremdet ist hart.


Das sind die Tage, an denen ich mich nur noch als Außenstehende, als eine Art Beobachterin, oder gar als eine Erzählerin in einer Geschichte fühle. Ich bin zwar da, aber eigentlich auch wieder nicht.


Aus diesem Grunde, hab ich mich bei vielen auch zurück gezogen. War es richtig? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hätte ich ein Gespräch suchen sollen, aber mir war nicht danach. Ich zog die Gardine dann lieber zu und machte meinerseits ein Schritt zurück. Denn ich setz lieber ein cut als mich weiter verletzen zu lassen. 

Für mich hab ich hier den einfacheren Weg tatsächlich gewählt, das gebe ich zu, aber ich hab nun einmal nur sehr begrenzt Energie Kapazitäten täglichen zur Verfügung 

Ich bin ehrlich zu euch, und vor allem zu mir. Das bisschen, was ich an Energien habe, möchte ich nicht für Kämpfe verschwenden, die in meinen Augen eh schon verloren sind. Cuts tun mir dadurch oft besser. Es heißt nicht, das es bei anderen auch so sein sollte. Denn auch ich bin nicht perfekt, und möchte dies auch gar nicht sein.


Besonders die FBM war diesmal hart zu ertragen und ich bin ehrlich, sie hat ein enormes Gefühlschaos in mir verursacht.

Ich freute mich für die, die hinkonnten, gleichzeitig hat sich mir die Kehle zugeschnürt als ich Fotos der Massen sah. Corona ist nun einmal nicht vorbei! Zuletzt kam aber die Traurigkeit und der Neid hinzu.

In kurzen Phasen wo die Panik nicht hoch war, spürte ich die Wehmut weil ich auch hin wollte, um kurz drauf die Panik zu spüren.

Somit war ich nicht sooooo viel auf Social Media unterwegs um nicht die negativen Gefühle komplett gewinnen zu lassen, schließlich hatte ich genug mit meinen Symptomen zu kämpfen die in letzter Zeit stärker vertreten sind.



Auch wenn ich mich sehr oft wie das Mädchen hinter diesem besagten Fenster fühle, bin ich glücklich, das ich Menschen wie Franzi, Sandra, Alex, Aylin und auch meine Eltern habe. Menschen, die mir immer wieder von ihrem Alltag erzählen. Die mich auf ihrer Reise mitnehmen. Die guten Momente, aber auch die schlechten mit mir teilen. Ich liebe es, mich mit ihnen zu freuen und feier ihre Erfolge. 

Wie kostbar dies für mich ist, wissen sie glaub gar nicht, aber ja so ist es. Es ist hart ausgeschlossen zu werden, aber auch das werde ich irgendwann schaffen zu akzeptieren.


Die Welt ändert Sicht nun einmal. Freundschaften auch. Besonders aber was Freundschaft tatsächlich bedeutet, merkt man erst im sehr harten und auch schwierigen Zeiten. Dies wird jedoch ein anderes Mal thematisch aufgegriffen. 


Vielleicht hab ich euch nun ein wenig zum nachdenken angeregt, vielleicht könnt ihr es aber auch nachempfinden oder fühlt euch sogar angesprochen. 

Egal wie, vergesst nicht, das Leben geht weiter. 

Vor allem aber ist eine Sache enorm wichtig. ICH BIN NOCH AM LEBEN!


xoxo

Eure Saskia 



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Kommentare: 1
  • #1

    Torti13 (Montag, 24 Oktober 2022 21:53)

    Ach Hase...dazu gehören doch immer zwei... wir hatten nie viel Kontakt...und haben es trotzdem noch nicht geschafft... aber trotzdem bist du immer gegenwärtig... ich mag nur der flüchtige bekannte sein, aber das heißt nie das ich dir vergessen tue. Dein Text ist schön... und mir persönlich zeigt es mal wieder ... ich sollte mehr mit und für meine Mitmenschen tun...wenn corinna eins heftig zerstört hat das ist das generelle Lebensfreude in vielen Bereichen... aber Kopf hoch...auch so ein Dussel wie ich werde es noch schaffen dich zu besuchen :-)